Trauer um Siegfried Martsch
NAVEND – Zentrum für Kurdische Studien e.V. trauert um sein ehemaliges Vorstandsmitglied Siegfried Martsch, der am 15.02.2021 im Alter von 68 Jahren verstorben ist.
Siggi Martsch war Mitbegründer der grünen Bewegung NRW. Seit 1984 war er Mitglied der Grünen im Kreisverband Borken. Ende der 80er Jahre wurde er zum Landesvorsitzenden gewählt. In seiner Amtszeit erreichten 1990 die Grünen erstmals den Einzug in den Landtag NRW. Siggi Martsch gehörte dem Landtag von 1990-2000 an.
Im Frühjahr 1991 flüchteten Hunderttausende Kurdinnen und Kurden vor dem Diktator Saddam Hussein über die türkische und über die iranische Staatsgrenze. Die erschütternde Flüchtlingstragödie vor den Augen der Welt führte schließlich zur Errichtung einer Flugverbotszone in Kurdistan-Irak. Später entstand daraus die Autonome Region Kurdistan-Irak.
Siggi Martsch war jemand, der anpackt, wo Hilfe gebraucht wird. So kam es, dass er sich mit einem Hilfstransport auf den Weg zu den Betroffenen machte. Kurdistan und die Kurden wurden seitdem zu seinem Herzensthema. Er leitete verschiedene Hilfsprojekte, z.B. ein Wiederaufbauprojekt, das von der CARITAS Schweiz finanziert wurde.
Kurdistan wurde ihm zur zweiten Heimat. 2004 zog er nach Hewler (Erbil) und wirkte dort als Brückenbauer. So leitete er das von ihm gegründete Deutsche Kulturzentrum (eine NGO) und eine Firma zur Unterstützung der Deutsch-Kurdischen Handelsbeziehungen. Er wirkte mit bei der Gründung der Deutschen Schule Erbil (DSE), eine von der Kultusministerkonferenz (KMK) anerkannte und von der Bundesrepublik Deutschland geförderte Deutsche Auslandsschule.
Als sich 1992 der Verein NAVEND – Zentrum für Kurdische Studien e.V. (damals noch unter dem Namen Kurdisches Informations- und Dokumentationszentrum e.V.) in Bonn gründete, wurde auch Siggi Martsch Mitglied und gehörte von 2001 bis 2005 dem Vorstand an.
„Kurdistan – ein vergessenes Volk“ war ein Beitrag von ihm in der ersten Ausgabe unserer Zeitschrift „Kurdistan heute“ im August/ September 1992.
Gemeinsam starteten wir verschiedene Initiativen. Zum Beispiel erreichten wir mit seiner Hilfe, dass am 27. Mai 2004 der Präsident des Regionalparlaments von Kurdistan-Irak, Herr Dr. Kamal Fuad, und der Regional-(Staats-)Minister in der Regionalregierung Erbil, Herr Falakeddin Kakai (Mitglied des Kurdischen Parlaments), auf Einladung des damaligen Landtagspräsidenten, Herrn Ulrich Schmidt, im Landtag Nordrhein-Westfalen empfangen wurden
Unser letzter gemeinsamer öffentlicher Auftritt war anlässlich der Podiumsdiskussion zum Thema „NATO-Partner Türkei und der völkerrechtswidrige Angriff auf Afrin – Nicht nur ein türkisch-kurdischer Konflikt?“ im Anschluss an die Landesdelegiertenkonferenz von Bündnis 90/Die Grünen NRW am 15.04.2018 in Bochum.
Nun ist ein mutiger leidenschaftlicher Mitstreiter von uns gegangen. Wir sind sehr traurig. Seine Stimme wird fehlen. Die Kurden haben einen Freund und wichtigen Fürsprecher verloren. Unsere Gedanken sind bei seinen Angehörigen und Freunden.