In Erinnerung an Danielle Mitterand
Anlässlich ihres Todestages, der sich nun zum neunten Mal jährt, erinnern wir an Danielle Émilienne Isabelle Mitterrand, geborene Gouze (* 29. Oktober 1924 in Verdun, † 22. November 2011 in Paris).
Danielle Mitterrand war als Gattin von François Mitterrand, der von 1981 bis 1995 französischer Staatspräsident war, langjährige „First Lady“ in Frankreich. Sie selbst hatte sich bereits 1940 als 17-Jährige der französischen Résistance gegen die Nazi-Besatzung angeschlossen. Bis ins hohe Alter engagierte sie sich politisch, sie setzte sich für unterdrückte Völker, gegen Armut und Rassismus und für Menschenrechte ein. 1986 gründete sie ihre eigene Stiftung für Entwicklung und Menschenrechte, France-Libertés, und wurde deren Vorsitzende.
Insbesondere engagierte sie sich für Kurd*innen und wurde daher auch „Mutter der Kurden“ genannt. Sie unterstützte auch aktiv die Gründung des Kurdischen Instituts in Paris.
Ihre Bemühungen trugen zur Schaffung einer „Schutzzone“ für die rd. 2 Mio. Kurden bei, die nach dem Ersten Golfkrieg aus Furcht vor Saddam Hussein in Richtung Iran und Türkei flohen.
300 Flüchtlinge holte sie z.B. auf eigene Faust aus einem türkischen Lager nach Frankreich. Im April 1991 und im Juli 1992 reiste sie nach Kurdistan-Irak. Dabei brachte sie insbesondere Schulbücher für die geflüchteten Kinder mit, nachdem sie dafür gesorgt hatte, dass in Frankreich Hunderte von Schulbüchern in kurdischer Sprache gedruckt wurden.
Nur knapp entkam sie 1992 auf dem Weg nach Halabja einem – dem irakischen Geheimdienst zugeschriebenen -Anschlag in Kurdistan-Irak.
Bei zwei weiteren Besuchen in Kurdistan-Irak in den Jahren 2002 und 2009 wurde sie mit großen Ehren offiziell empfangen. In einer vielbeachteten Rede vor dem kurdischen Parlament im Jahre 2009 führte sie u.a. aus: „Ich fühle mich in Kurdistan beheimatet. Wir sind eine Familie. (…) Die Zukunft des kurdischen Volkes hängt von Kurdistan-Irak ab. Wenn es dort gelingt, eine erfolgreiche Demokratie aufzubauen, kann dies eine Inspirationsquelle für andere Teile Kurdistans werden. Die Weltöffentlichkeit und andere Länder können die Erfahrung machen, dass die Kurden sich selbst regieren und ihre Probleme lösen können. Dies kann eine friedliche Lösung der Kurdenfrage in den anderen Teilen Kurdistans vorantreiben.“
In jeder kurdischen Stadt in Kurdistan-Irak gibt es inzwischen Schulen und Straßen, die nach Danielle Mitterand benannt sind.
1994 weilte sie zu Besuch in Bonn. Nach einem gemeinsamen Treffen führten Metin Incesu, Vorsitzender von NAVEND- Zentrum für Kurdische Studien e.V., und sein damaliger Stellvertreter Jürgen Maier am 16. März 1994 ein Interview mit ihr, das später in der Zeitschrift „Kurdistan heute“ Nr. 10, S. 9-10 veröffentlicht wurde. Darin sprach sie über ihr humanitäres Engagement für Kurd*innen. Wir drucken es an dieser Stelle noch einmal ab. NAVEND-Zentrum für Kurdische Studien e.V. blieb auch in der Folgezeit weiter mit ihr in Kontakt.
-> Zum Interview mit Danielle Mitterand am 16.03.1994 in Bonn.