Zum Inhalt
News-Eintrag vom 17.07.2018

Fachtagung „Flucht, Zuwanderung, Integration. Ursachen – Herausforderungen – Perspektiven“

Bei der Fachtagung von NAVEND – Zentrum für Kurdische Studien e.V. rund um das Thema „Migration“ am Donnerstag, den 28. Juni 2018, konnten wir uns über informative Vorträge und lebhafte Diskussionen mit spannenden ReferentInnen und zahlreichen interessierten Gästen freuen.

Eröffnet wurde die Veranstaltung durch Metin Incesu, Vorsitzender von NAVEND e.V., und Ministerialrätin Barbara Both vom Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen. Sie beide betonten, dass Deutschland schon lange ein Einwanderungsland sei, dass dies jedoch auch Herausforderungen mit sich bringt – worauf Politik, Verwaltung und Gesellschaft reagieren müssen. Begleitet von ganz persönlichen Erzählungen zum Thema „Flucht“ – im eigenen Leben oder innerhalb der Familiengeschichte – stimmten sie die TeilnehmerInnen damit auf den weiteren Tag ein.

Bereits im Zahlen- und Faktencheck hob Katrin Pfündel, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF), hervor, dass es gerade die Angst vor gewaltsamen Auseinandersetzungen, vor Verfolgung und Diskriminierung sind, die Menschen zur Flucht veranlassen. Die Statistiken zeigten zudem, dass ein großer Teil der in den letzten Jahren nach Deutschland geflüchteten Menschen aus den Ländern Syrien, Irak, Iran und Türkei stammt.

Diese beiden Elemente verbanden sich in den darauf folgenden Fachvorträgen von Mahir Tokatli, Dr. Salar Bassireh, Dr. Adel Feyzi und Dr. Kamal Sido, da gerade diese Fluchtursachen in den genannten vier Ländern vorherrschen. Eine Gruppe, die dort besonders schweren Diskriminierungen ausgesetzt ist – das betonten alle vier Referenten – sind die KurdInnen. Obwohl in den jeweiligen Ländern zum Teil spezifische Entwicklungen und Ausprägungen der Unterdrückung vorhanden sind, berichteten alle Referenten über die institutionelle und strukturelle Diskriminierung und Verfolgung der kurdischen Bevölkerung. Als eine der zentralen Ursachen für diese Entwicklung identifizierten sie die von außen herbeigeführte Gründung von Nationalstaaten zu Beginn des 20. Jahrhunderts, welche sich über ethnische Zusammengehörigkeit hinwegsetzte.

Am Nachmittag lag der Blick nun auf dem Einwanderungsland Deutschland. Die Erfahrungsberichte dreier Geflüchteter, die in unterschiedlichen Jahrzehnten nach Deutschland kamen, ließen gesellschaftliche und integrationspolitische Veränderungen deutlich werden. Während Sooz Al-Ali, die erst vor wenigen Jahren nach Deutschland kam, zeigte, welches Integrationspotenzial die Angebote für Geflüchtete in Deutschland heute bieten können, berichtete Metin Incesu, der in den 1980er Jahren angekommen war, von völlig gegenteiligen Erfahrungen: Er musste für jede Möglichkeit der Teilhabe kämpfen. Trotz dieser positiven Entwicklungen, so die wichtige Ergänzung eines Tagungsteilnehmers, machen jedoch auch heute noch viele Geflüchtete – nämlich vor allem jene mit schlechter Bleibeperspektive – ähnliche Erfahrungen wie Herr Incesu damals.

In der anschließenden Podiumsdiskussion zum Thema „Ungleichwertigkeitsvorstellungen unter MigrantInnen“ folgte eine angeregte Debatte, unter anderem über muslimischen Antisemitismus. Dieser sei, so Dr. Günther Jikeli und Berivan Aymaz, sowohl mit der Schulausbildung in den Heimatländern als auch dem Einfluss islamistischer Gruppen in Deutschland verknüpft. Eine Notwendigkeit, um dieser Herausforderung zu begegnen, sahen alle TeilnehmerInnen bei einer umfassenden Demokratiebildung, um solchen Wertevorstellungen zu begegnen. Gleichzeitig müssten dabei gerade die Werte und Ideale einiger migrantischer Verbände kritisch beleuchtet werden. Und auch bei der Mehrheitsgesellschaft sahen alle drei eine gewisse Verantwortung. Beshid Najafi brachte es auf den Punkt: MigrantInnen müsse ein Gefühl der Zugehörigkeit vermittelt werden, um die Ausbildung extremistischer Tendenzen zu vermeiden. Daran sei die Frage geknüpft: Was tun wir dafür und welche Zeichen sendet die Politik?

Viele der im Bereich „Integration“ haupt- und ehrenamtlich Tätigen nutzten die Veranstaltung, um sich tiefergehend über die Themen „Flucht“ und „Integration“ zu informieren, miteinander ins Gespräch zu kommen und sich zu vernetzen. Vielen Dank allen TeilnehmerInnen für die gelungene Tagung!

Ganz herzlich danken wir zudem Ministerialrätin Barbara Both sowie den ReferentInnen Katrin Pfündel, Mahir Tokatli, Dr. Salar Bassireh, Dr. Adel Feyzi, Dr. Kamal Sido, Berivan Aymaz, Behshid Najafi, Dr. Günther Jikeli, Sooz Al-Ali und Jawher Khrane für ihre gelungenen Beiträge zur Tagung – sowie Gesa Gröning und Ansgar Drücker für die hervorragende und engagierte Moderation.

NAVEND – Zentrum für Kurdische Studien e.V. 

Bornheimer Str. 20-22, 53111 Bonn
Tel: 0228 652900, Fax: 0228 652909
info@navend.de


Jede Spende hilft unserer Arbeit!

In unserer Arbeit setzen wir uns mit wichtigen Entwicklungen in allen Teilen Kurdistans auseinander und unterstützen Prozesse zur Verbesserung der Lage der Kurd*innen in ihrer Heimat. Seit unserer Gründung haben wir mit zahlreichen Veranstaltungen und Projekten viele drängende Themen aufgegriffen.

Weiterlesen

Beratung und Hilfe im Bereich Erziehung/ Bildung in Bonn

Wir bieten insbesondere für kurdische Kinder und Jugendliche sowie ihre Eltern Beratung und Unterstützung zu folgenden Themen an:

Studium, Schule, Erziehung, diesbezügliche Konfliktsituationen, Förder- und Nachhilfemöglichkeiten für Kinder und Jugendliche, Schwierigkeiten im Alltag.
Man kann uns telefonisch, per Mail und per Chat kontaktieren. Oder kommt einfach vorbei!

Ansprechperson: Shirin Jamil
Sprechstunde: Di & Do: 14:00-16:00
Telefon: 015751166265 | 0228/652900
Mail: projekt@navend.de, info@navend.de

Hinweis in eigener Sache:

In der jetzigen Corona-Pandemie hoffen wir, dass es Euch/Ihnen und Euren/Ihren Familien gut geht.

Um niemanden zu gefährden, haben wir alle Veranstaltungen und Treffen bis auf Weiteres abgesagt. Unsere Geschäftsstelle ist von Montag bis Donnerstag von 9.00 – 17.00 Uhr für den Publikumsverkehr geöffnet. Wir bitten jedoch um vorherige Terminvereinbarung; auch ist ein Mund-Nasen-Schutz erforderlich.

Weiterlesen

Hinweise zum Umgang mit dem Corona-Virus auf Kurdisch

Informationen der Landesregierung NRW: Kurmancî

Mehrsprachige Information zum Umgang mit dem Coronavirus

Kurdischsprachiges Beratungsangebot in Köln-Vingst

Montags 13.00 – 15.00 Uhr
Kultur- und Bildungszentrum Köln e.V.
Olpener Str. 143, 51103 Köln-Vingst

Diese Beratung wird ehrenamtlich von Herrn Hasan Taschkale durchgeführt. Wir danken ihm für sein Engagement. Er hilft bei Alltagsfragen – ob zum Thema Schule, Behörden oder Beruf, durch Übersetzung, Gespräche oder gegebenenfalls den Verweis zu Fachberatungsstellen.

Infomaterial für Geflüchtete in kurdischer Sprache

Hier gibt es Informationen über Asylrecht, Asylverfahren und weitere hilfreiche Links.

Kurdische Lehrbücher für Kinder

Hier finden Sie die erste Auflage unser neuen Broschüre, die aktuelle Lehrmaterialien für den Kurdisch-Unterricht auflistet und kommentiert.


Schrift anpassen



Farbauswahl