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News-Eintrag vom 02.11.2020

Trauer um Dr. Najmaldin Karim

Mit Bestürzung haben wir erfahren, dass der kurdische Politiker und frühere Gouverneur von Kirkuk, Dr. Najmaldin Karim, am späten Abend des 30. Oktober 2020 in einem US-amerikanischen Krankenhaus verstorben ist. Er hatte zuvor am 28. Oktober 2020 einen Schlaganfall erlitten.

Dr. Karim wurde am 12. August 1949 im kurdischen Stadtteil Shorija in Kirkuk geboren. Nachdem er in Kirkuk die Schule absolviert hatte, ging er nach dem Abitur nach Mossul und studierte dort erfolgreich Medizin.

Schon früh engagierte er sich politisch und wurde zum Vorsitzenden der Kurdischen Schüler- und Studentenvereinigung gewählt. 1972 schloss er sich den Peschmerga-Streitkräften an. Dies war zu einem Zeitpunkt, als die Kämpfe zwischen den Kurden und der irakischen Zentralregierung unter Saddam Hussein auf ihrem Höhepunkt waren. Er leistete seinen Dienst in den Gesundheitseinrichtungen in den kurdisch-kontrollierten Gebieten in Choman und Nawprdan (Provinz Erbil) ab, gemeinsam mit Dr. Mamoud Othman und Dr. Khorshid. Dr. Najmaldin Karim war auch der Leibarzt des legendären Kurdenführers Mella Mustafa Barzani.

1975 musste er in die USA emigrieren. Dort setzte er sein Fachstudium in der Neurologie an der George Washington University fort und wurde nach dem erfolgreichen Abschluss Dozent an dieser Universität, ohne jemals die Belange von Kurdistan zu vergessen. Tatkräftig sorgte er für Kontakte zwischen den kurdischen Politikern und der US-amerikanischen Administration.

Im Jahr 1988 gründete er die Kurdische Nationalkonferenz in Nordamerika (KNC) und wurde deren Präsident bis 1999. 1991 nahm er an dem ersten offiziellen Treffen zwischen den kurdischen Vertretern von Kurdistan-Irak und dem US-Außenministerium teil. Er war auch an der Einrichtung der kurdischen Abteilung vom Radio „Voice of America“ aktiv beteiligt. Darüber hinaus gründete er 1996 das Kurdische Institut in Washington.

Nach seiner Rückkehr nach Kurdistan 2009 wurde Dr. Najmaldin Karim auf der III. Konferenz der Patriotischen Union (PUK) von Kurdistan als Mitglied ins Politikbüro gewählt. Binnen kurzer Zeit wurde er zu einem der beliebtesten Politiker.

Dafür sprachen seine Wahlergebnisse bei den Parlamentswahlen im Irak von 2014, wo er in der Provinz Kirkuk, seiner Heimatstadt, kandidierte und über 150.000 Stimmen (von ca. 570.000 der abgegebenen gültigen Stimmen für 15 Sitze) erhielt. Er wurde am 29. März 2011 zum Gouverneur von Kirkuk gewählt und bekleidete das Amt seit dem 3. April 2011. Während seiner Amtszeit konnte er bei vielen Projekten merklich und erfolgreich den Aufbau in der weitgehend vernachlässigten Provinz vorantreiben. Kirkuk ist mehrheitlich kurdisch bewohnt, gehört aber zu den umstrittenen Gebieten, auf welche sowohl die irakische Zentralregierung als auch die kurdische Regionalregierung Anspruch erheben.

Sein Engagement war mutig und bahnbrechend. Während seiner Amtszeit setzte er durch, dass ab 2017 auch die Flagge von Kurdistan in den Ämtern der Provinz neben der irakischen Flagge gehisst wurde und dass Kirkuk, wie die anderen Städte von Kurdistan-Irak, an dem Unabhängigkeitsreferendum vom 25. September 2017 teilnahm. Nachdem 93 % der Kurden dafür stimmten, nahm die irakische Armee Kirkuk ein. Dr. Karim musste Kirkuk verlassen und wurde durch einen neuen, nicht gewählten, Gouverneur ersetzt.

Dr. Karim leitete auch das Ärzteteam, das 2012-2014 den ehemaligen irakischen Präsidenten und seinen Parteifreund Jalal Talabani nach dessen Schlaganfall betreute.

Dr. Najmaldin Karim hinterlässt eine Ehefrau und vier Kinder.

Das US-Generalkonsulat in Erbil drückte in einer öffentlichen Mitteilung sein Beileid aus. US-Senator Chris Van Hollen würdigte ihn als Diplomaten und unermüdlichen Verfechter der politischen, kulturellen und Menschenrechte des kurdischen Volkes und als Mann mit Mut und Überzeugung.

Wir haben Herrn Dr. Karim bei einer internationalen Veranstaltung kennengelernt. NAVEND – Zentrum für Kurdische Studien e.V. stand mit Dr. Karim in regem Austausch, als er noch für das Kurdische Institut in Washington (Washington Kurdish Institute) tätig war.

Dr. Karim wird uns fehlen; er hinterlässt eine tiefe Lücke. Der Tod dieses selbstlosen und aufrechten kurdischen Politikers stellt einen schweren Verlust dar. In dieser traurigen und schweren Zeit gilt unser Beileid seinen Angehörigen, Freunden und Weggefährten. Möge er in Frieden ruhen!

NAVEND – Zentrum für Kurdische Studien e.V. 

Bornheimer Str. 20-22, 53111 Bonn
Tel: 0228 652900, Fax: 0228 652909
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