Nachruf auf Dr. Kamal Fuad
Dr. Kamal Fuad gehörte zu den kurdischen Intellektuellen, die Vorreiter für eine kurdische Öffentlichkeit in Westeuropa waren. Neben seiner wissenschaftlichen Laufbahn spielte er in der kurdischen Bewegung eine wichtige Rolle. Er gehörte zu den erfahrensten kurdischen Politikern. Über einen Zeitraum von mehr als 60 Jahren engagierte er sich für die Belange des kurdischen Volkes.
Der kurdische Wissenschaftler und Politiker Dr. Kamal Fuad wurde 1932 in Suleimaniya in Kurdistan-Irak geboren. Er kam erstmalig 1960 nach Deutschland und nahm an der Humboldt-Universität in Berlin das Studium der Arabistik und Iranistik auf. 1970 promovierte er dort mit einer Dissertation über kurdische Handschriften in deutschen Bibliotheken. Anschließend kehrte er in den Irak zurück, musste jedoch aus politischen Gründen 1975 erneut das Land verlassen und kam 1976 zurück nach Berlin.
Bereits 1957 wurde er Mitglied der Demokratischen Partei Kurdistans-Irak (KDP-Irak). Von 1959 bis 1963 war er Generalsekretär der Vereinigung kurdischer Studenten in Europa (KSSE), von 1963 bis 1968 ihr Vorsitzender. Von 1967 bis 1970 war er Mitglied des Zentralkomitees der KDP-Irak. Er war Mitbegründer der Patriotischen Union Kurdistans (PUK) sowie langjähriges Mitglied des Politbüros dieser Organisation und engster Berater von Jalal Talabani (2005 bis 2014 Staatspräsident des Irak und Generalsekretär der Patriotischen Union Kurdistans im Irak). Von 1992 bis 1998 war Dr. Kamal Fuad zudem Fraktionsvorsitzender der PUK im Regionalparlament Kurdistan-Irak und zeitweise auch Parlamentspräsident des Regionalparlaments Kurdistan-Irak.
Dr. Kamal Fuad nahm eine wichtige „Brückenfunktion“ zwischen Deutschland und Kurdistan-Irak ein.
Seit den 90er Jahren pflegten wir einen intensiven freundschaftlichen Kontakt; wir trafen uns in Berlin, in Bonn und in Suleimaniya. Es kam dabei zu interessanten Gesprächen, beispielsweise zu Fragen der kurdischen Sprache und des Alphabets, zur Situation der Kurden in der Diaspora und zu den Demokratie- und Freiheitsperspektiven in der kurdischen Heimat. Dr. Fuad, der ein Liebhaber und Dauerbesucher von Buchläden war, war stets für Neues offen und erwies sich als guter Erzähler, der immer wieder von bemerkenswerten Erlebnissen zu berichten wusste.
Es gab zahlreiche gemeinsame Aktivitäten. Zum Beispiel besuchte er auf Vermittlung von NAVEND – Zentrum für Kurdische Studien e.V. – im Mai 2004 mit einer Delegation des Regionalparlaments von Kurdistan-Irak auch den Landtag Nordrhein-Westfalen. Sowohl ich persönlich, als auch NAVEND verdanken ihm viele wichtige Impulse.
Seine letzten drei Jahre verbrachte er wegen einer schweren Krankheit in Berlin, wo auch seine Familie lebt. Unsere Gedanken und tief empfundene Anteilnahme sind bei seiner Familie und seinen Weggefährten. Wir werden sein Andenken in Ehren halten.
Metin Incesu, Vorsitzender NAVEND e.V.