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News-Eintrag vom 11.04.2020

Nachruf auf Prof. Dr. Asad Khailany und Kamaran Khailany

Wir trauern um Herrn Prof. Dr. Asad Said Omar Khailany, der am 1. April 2020 nach langer Krankheit in seinem Haus in Ann Arbor, Michigan (USA), verstorben ist. Er war einer der profiliertesten Repräsentanten der Kurden in den USA.

Prof. Dr. Asad Khailany wurde 1937 in Rawanduz, Kurdistan-Irak, geboren. Schon in seiner Jugend begann er, sich politisch zu engagieren. So trat er 1953 im Alter von 16 Jahren der Demokratischen Partei Kurdistans (KDP) bei, wo er u. a. den 2017 verstorbenen, späteren irakischen Präsidenten Jalal Talabani kennenlernte, mit dem ihm fortan eine lebenslange Freundschaft verband. Ende der 1950er und Anfang der 1960er Jahre zählte Prof. Dr. Asad Khailany zum engsten Führungszirkel der kurdischen Bewegung im Irak. Während seines Studiums an der Universität Bagdad war er Mitbegründer der Studentenvereinigung Kurdistan Students Union sowie Vertreter der KDP in Bagdad und im Südirak. Nach Ausbruch des bewaffneten Konflikts zwischen Kurden und der Zentralregierung 1962 wurde Prof. Dr. Asad Khailany nach Nasiriya im Südirak verbannt, wo er als Mathematiklehrer arbeitete. Während dieser Zeit verhalf er ranghohen inhaftierten KDP-Mitgliedern, darunter Salih Yousifi, zur Flucht.

Ein Stipendium ermöglichte Prof. Dr. Asad Khailany 1966 die Ausreise in die USA. Nach seinem Masterstudium an der St. Louis University, Missouri (USA), wurde er 1971 an der Washington University in St. Louis in dem Fach Informatik und Angewandte Mathematik promoviert. Nach einjähriger Lehrtätigkeit an der University of Arkansas in Little Rock schloss er sich 1972 dem Eastern Michigan University College of Business an, wo er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 2005 als Professor unterrichtete.

In all den Jahren blieb Prof. Dr. Asad Khailany stets politisch engagiert und ein unermüdlicher Verfechter eines vereinten unabhängigen Kurdistans. So gründete er 1988 den Kurdischen Nationalkongress von Nordamerika (KNC), dessen erster Präsident er wurde. Die gemeinnützige NGO verstand sich als Interessenvertretung von in den USA und Kanada lebenden Kurden aus allen Teilen Kurdistans. Er veröffentlichte auch zahlreiche Artikel über die Kurden, so z.B. über den Ursprung der Kurden.

Prof. Dr. Asad Khailany ließ keine Gelegenheit verstreichen, die Weltöffentlichkeit auf das Schicksal des kurdischen Volkes aufmerksam zu machen. Nach dem Zweiten Golfkrieg 1991 appellierte er in einem Brief an US-Präsident George H. W. Bush, die Kurden im Irak nicht im Stich zu lassen. Seine Beharrlichkeit mündete im Aufbau von Kommunikationskanälen zwischen der US-Regierung und den kurdischen Führern Masud Barzani und Jalal Talabani. Bei einer Gesprächsrunde mit US-Präsident George W. Bush im April 2003 zur Erörterung der Zukunft des Iraks nach dem Sturz Saddam Husseins plädierte Dr. Asad Khailany energisch für eine Aufteilung des Irak in einen kurdischen, sunnitischen und schiitischen Teil. Bis zu seinen letzten Tagen bemühte sich Prof. Dr. Asad Khailany darum, Kurden aus verschiedenen Staaten, unterschiedlicher Konfessionen und politischer Fraktionen in ihrem Bestreben nach einem unabhängigen Kurdistan zu vereinen.

Prof. Dr. Asad Khailany hinterlässt Ehefrau und drei Kinder sowie drei Enkelkinder.

Auch in der kurdischen Diaspora hinterlässt sein Verlust tiefe Spuren. Wir standen in regem Austausch mit ihm und haben nun einen wichtigen Freund und Partner verloren. Er war eine herausragende Persönlichkeit und gehörte einer Generation an, die wichtige Impulse für die kurdische Gesellschaft gegeben hat.

Die Familie Khailany verlor zudem am 30. März 2020 auch Herrn Kamaran Khailany, Ingenieur und Mitarbeiter im Politbüro der Patriotischen Union Kurdistan (PUK). Er starb im Alter von 65 Jahren in der Nähe von Eindhoven in den Niederlanden. Er hat NAVEND – Zentrum für Kurdische Studien e.V. in der Vergangenheit mehrfach in Bonn besucht. Mit ihm haben wir einen Freund verloren.

Unser Mitglied Nazar Khailany, Mitgründer von NAVEND – Zentrum für Kurdische Studien e.V. und lange Zeit auch stellvertretender Vorsitzender, steht in engem Verwandtschaftsverhältnis zu beiden Verstorbenen: Prof. Dr. Asad Khailany ist sein Onkel, Kamaran Khailany sein Bruder.

Unsere Gedanken sind in diesen Stunden bei der Familie Khailany sowie den Freunden und Weggefährten.

Bonn, 11.04.2020
(Fotos: Dara Khailany)

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